20. - 23. Mai 2009 - Der Großglockner ruft!

20.05.2009

06:15 Uhr Abfahrt Waldsolms

Frankfurt – Füssen – Innsbruck - Achensee

Tageskilometer: 678

 

Um 05:15 Uhr wird wie jeden Tag aufgestanden! Schnell die 50 km nach Frankfurt zur Arbeit -  Plan ist bis 12:00 Uhr zu arbeiten, spätestens um 13:00 Uhr möchte ich los um noch den schlimmsten Staus vor dem Feiertag zu entgehen. Glück gehabt, nichts los im Hotel, ich komme pünktlich um 12:00 Uhr weg. Tagesziel: Füssen, wenn möglich noch den Fernpass schaffen und in Tirol bei Heiterwang campen. Insgeheim hoffe ich, bis Achensee zu kommen, damit ich morgen möglichst früh auf den Großglockner kann. Der Feiertag und ein Motorradtreffen in der Nähe verheißen nicht gerade ungestörtes Fahren.

Ab auf die A5 Richtung Würzburg. Nach den üblichen Verkehrsstörungen rund um Frankfurt geht es recht flüssig bis Würzburg. Dort dann der erwartete kurze Stau bei den bekannten Baustellen. Stau gibt es für ein Motorrad nicht - ich komme gleich gut durch.

Überraschenderweise ist ab Ulm / Echingen kaum noch Verkehr auf der A7, so verlasse ich bereits um 16:00 Uhr die Autobahn bei Füssen. Jetzt geht es los – die ersten Berge sind zu sehen und es gibt endlich wieder Kurven zu fahren.

Also rauf und über den Fernpass. Eigentlich eine schöne Strecke, die aber leider durch einen 6 km langen Tunnel unterbrochen wird. Dafür wird man jedoch mit einer richtig schönen und kurvenreichen Abfahrt bis Reutte belohnt. Hier nimmt auch schon merklich die Dichte der Motorradfahrer zu, die nach dem Feierabend schon einmal nach Österreich möchten. - So, 17:00 Uhr, schönstes Wetter - einfache Entscheidung – ab auf die A12 bei Telfs und Richtung Innsbruck. Wenn es so weitergeht schaffe ich es also doch noch bis zum Achensee.

 

Die auf meiner Karte markierten Orte fliegen nur so an mir vorbei und ich stelle wieder einmal fest, wie groß der Unterschied zwischen deutschen und österreichischen Autobahnen ist. In Deutschland fährt man oft 100 km ohne an einer Abfahrt vorbeizukommen, in Österreich ist aufgrund der Dichte an Ortschaften ein richtiger Schilderwald auf der Autobahn. Egal, passt mir heute ganz gut – ich liege gut in der Zeit und komme gerade nach Innsbruck. Von weitem schon sehe ich die Stauwarnung – Mist, habe ganz vergessen, dass ich ja jetzt mitten im Feierabendverkehr durch Innsbruck fahre… Na ja, mit dem Motorrad eigentlich kein Problem, also schlängle ich mich schön langsam an den Autos vorbei. Hinter mir höre ich ein dumpfes Dröhnen und ein Blick in den Rückspiegel verrät mir, dass ein Harleyfahrer meiner Fahrspur folgt. Im Stau hinterherfahren ist natürlich schön, ich sehe aber seinen ca. 1,5 m breiten Lenker und kann mir schon vorstellen, warum er darauf wartet, bis ich ihm die Spur freischaufle. Also weiter – mit einigen Schwierigkeiten, da die Autobahn tw. sehr schmal ist und die Österreicher nur ungern Platz machen. Immer wieder stehen wir kurz und so komme ich mit dem Harleyfahrer ins Gespräch. Urs ist Schweizer und will heute noch nach Kufstein. Als wir uns gerade unterhalten kommt von hinten wieder ein Dröhnen.

 

Ein Tiroler auf einer KTM Adventure fährt fast im Straßengraben zügig vorbei – gute Idee, keine Zeit verlieren und ihm hinterher. Ca. 3 km fahren wir der KTM nach, Urs mit seiner Harley mit erheblichen Schwierigkeiten, er schließ aber immer wieder auf. Bis wir an die Stauursache kommen – eine Baustelle in einer engen Autobahnauffahrt. Auch für uns keine Chance vorbeizukommen. Also heißt es warten. Und warten heißt für den Boxer der BMW bei ca. 30 Grad Außentemperatur – keine Kühlung. Zum ersten Mal bemerke ich, dass auf meiner Öltemperaturanzeige plötzlich 2 Striche mehr sind als sonst. Jetzt wird es eng, wenn wir nicht gleich ein wenig Fahrtwind bekommen läuft mir der Motor endgültig heiß… Ich steige ab und suche eine Ausweichmöglichkeit – eigentlich sind es nur noch 100 m bis zum Ende des Staus, der Weg führt aber durch die Baustelle und über eine kleine Böschung wieder zurück auf die Piste. Was soll’s, ich fahre nicht umsonst eine GS, was ja schließlich Gelände und Straße bedeutet. Noch zweimal umgeschaut ob irgendwo Gesetzeshüter stehen, von Urs verabschiedet und auf dem Motorrad stehend über die Böschung. Ein paar kurze Ruckler und 3 min. später fahre ich auf der Autobahn weiter. Schon nach ein paar hundert Meter erholt sich meine Motortemperatur wieder, trotzdem suche ich einen Parkplatz für eine kurze Pause für Mensch und Maschine.

Blick auf die Uhr: 18:30 Uhr, der Stau hat mich fast eine Stunde gekostet – trotzdem - bis zum Achensee ist es noch maximal eine dreiviertel Stunde – also auf zum Wunschziel.

  

Ab der Ausfahrt Zillertal beginnt der schöne Aufstieg zum Achensee. Langgezogene Kurven und Serpentinen schlängeln sich den Berg hoch und so habe ich zum Ende einer langen Strecke noch einmal ein super Fahrgefühl. In Maurach am Achensee beginnt die Suche nach einem Campingplatz. Der Platz, den ich vorher auf der Karte ausgemacht habe, sagt mir nicht zu. Fast mitten im Ort gelegen und eine Art Wohnwagenburg. Schon im vorbeifahren sehe ich keinen schönen Platz für mein Zelt. Also weiter den See entlang. Plötzlich gegenüber einer Tankstelle – ein kleiner gemütlicher Campingplatz fast am See gelegen. So soll es sein – rein in die Anmeldung, schnell und unkompliziert ein Formular ausgefüllt, Führerschein als Pfand abgegeben und nach Einkaufs- sowie Abendessenmöglichkeiten erkundigt. Tja, Einkaufsmöglichkeiten nur an der Tankstelle und außer einer Pizzeria im gegenüberliegenden Hotel gibt es nichts. Also schnell einen Platz suchen wo morgens früh die Sonne hinkommt und erst einmal an die Tanke um ein paar Bier für den Zeltaufbau und Wasser für den nächsten Tag zu kaufen.

 

Das neue Zelt ist schnell aufgebaut, ein Schwabe aus einem Campingmobil leiht mir seinen Hammer um die Heringe in den steinigen Untergrund zu jagen, die Q abgepackt, Zelt eingeräumt, umgezogen, Blick auf die Uhr: 20:15 Uhr – jetzt wird es Zeit für ein Abendessen

Ich gehe in das neue und wirklich toll gestaltete Kinderhotel und entdecke gleich eine schöne Terrasse neben dem Restaurant. Ein Blick auf die Karte verrät mir, dass es nur bis 21:00 Uhr Pizza gibt und ein weiterer Blick um die Ecke in Richtung Pizzaofen zeigt, dass dieser bereits aus ist und der Pizzabäcker offensichtlich sauber macht. Nachdem ich vergeblich 15 min. versucht habe mit Zeichen auf mich aufmerksam zu machen und mir der Kellner von drinnen  immer nur einen kurzen Blick zurückwirft gehe ich rein. Ok – er wolle jetzt kommen. Ich bestelle ein Weizenbier und weil ich richtig sauer bin extra ein Pizza Hawai – gespannt warte ich auf die Reaktion: nichts, offensichtlich kein Problem.

Das Weizenbier wird gleich gebracht und schon 5 Minuten später, 5 vor 9, erscheint der italienische Pizzabäcker und stellt mir meine Pizza mit den Worten „ immer das Gleiche, wenn ich fertig bin mit sauber kommt noch einer und möchte Pizza…lassen schmecken..“ Ich bin so baff, dass ich ihn nicht einmal mehr darauf hinweisen konnte wie lange er Pizza auf der Karte anbietet. Was soll´s, ich bin im Urlaub und reg´ mich nicht auf.

 

Noch eine kurze Runde zur Verdauung an den See und dann ab in das Zelt. Nach 678 Kilometer am ersten Tag schlafe ich richtig gut!