Tag 4

 09.07.2013

 

Abfahrt: 08:30 Uhr Camping Seiser Alm

Ankunft: 16:00 Uhr Camping Iller Aitrach

Wetter: fantastisch

  

Tageskilometer: 355 km

 

Nach den ganzen Eindrücken des gestrigen Hauptteils meiner Tour habe ich gar nicht mehr richtig beachtet, dass für heute ja noch einmal eine tolle Strecke vor mir liegt: Bozen – über ganz kleine Straßen nach Meran – das Highlight des Tages: Timmelsjoch – durch das Ötztal wieder zurück über den Fernpass ins Allgäu.

 

Um 06:30 Uhr klingelt der Wecker –und dieses Mal höre ich ihn. Ich krieche aus dem Zelt und bin total überrascht – es hat geregnet – alles nass! Schnell habe ich den Entschluss gefasst dieses Mal nicht zu warten, bis das Zelt trocken ist, das würde hier in den Berge mindestens bis 09:00 Uhr dauern. Entsprechend packe ich alles zusammen, verzichte auch noch auf den Kaffee um mir die Spülerei zu ersparen und nerve die anderen auf dem Zeltplatz mit meinem Früh-Abbau. Denke ich.. witziger Weise stelle ich erst jetzt fest, dass auf der Zeltwiese ganz viele Radfahrer sind, die ebenfalls zu den Frühaufstehern zählen. Also kann ich richtig loslegen und packe mein Motorrad in Rekordzeit. Punkt 08:00 Uhr stehe ich am Empfang und bezahle meine Rechnung – 22 EUR pro Nacht für ein Zelt sind schon eine Ansage – nur der Platz am Gardasee 2012 war teurer!

Die Strecke nach Bozen kenn ich ja schon, immer wieder schön durch die Täler zu fahren. Dann folgt die unumgängliche Durchfahrt durch Bozen. Da ich aber schon auf der Heimfahrt vom Gardasee die gleiche Strecke gefahren bin, finde ich mich trotz vieler Baustellen und Umleitungen schnell zurecht. Nur, dass ich dieses Mal die Bundesstraße nach Meran meiden möchte und mir eine kleine Nebenstrecke über Landstraße gespeichert habe. „Klein“ ist genau das richtige Wort… Nachdem ich Bozen verlassen habe winde ich mich erst einmal eine Straße, wie ich sie noch nie gesehen habe den Berg hoch. Ähnlich einer Parkhausauffahrt dreht sich die Straße im Kreis, verschwindet immer wieder im Berg und je höher man kommt, um so schöner ist die Aussicht auf Bozen im Morgendunst

Danach fängt die Landstraße an, die ihren Namen aber nicht wirklich verdient. Plötzlich einspurig und mehr Schlaglöcher als Asphalt. Ich bleibe immer wieder stehen um zu checken, ob ich auch wirklich auf der richtigen Straße bin. Nachdem ich den ersten Ort erreicht und auch auf meiner Karte gefunden habe bin ich beruhigt. Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, hat auch diese Straße ihren Reiz – es geht nämlich den ganzen Weg bis Bozen so und man fährt bergauf – bergab durch die schönste Landschaft. Das hätte die Bundesstraße nie geboten! Ein längerer Halt in Hafling war natürlich Pflicht!

In Meran biege ich Richtung Timmelsjoch ab und müsste eigentlich tanken.. nur, wie immer, wenn man eine braucht, ist keine Tankstelle da. Gott sei Dank sehe ich eine Kilometerangabe nach Österreich und ich errechne schnell, dass ich es noch bis Sölden mit dem Tank schaffen müsste und mir so das teure Italienische Benzin sparen kann.

Die Auffahrt zum Timmesljoch ist einzigartig. Jetzt weiß ich auch, warum immer alle von der Straße sprechen. Diese windet sich in unzähligen Kehren eine Bergwand hoch und bietet mit jedem Kilometer einen schöneren Ausblick über die Berge. Ich bleibe ständig stehen, um Fotos zu machen, DAS Foto von der geschlängelten Straße vom Berg aus gelingt mir aber doch nicht. Oben geht es erst mal durch Tunnel auf die österreichische Seite bis man bald die Passstation erreicht. Hier sind doch ein paar Motorradfahrer unterwegs, die alle, so wie ich, die gleichen Bilder machen.. Vor dem Passschild, beim Gipfelkreuz, Ausblick ins Tal, Bild im Schnee.. usw. Es lohnt sich richtig, hier mal eine halbe Stunde zu bleiben und die Aussicht zu genießen.

Kurz nach dem Pass kommt die Mautstation und ich löhne EUR 12 für die Durchfahrt. Im Vergleich zum Großglockner ist das fast ein Schnäppchen. (EUR 24!)

Die Abfahrt auf österreichischer Seite ist weniger spektakulär aber landschaftlich auch sehr schön. Bald bin ich Sölden, mache meinen Tank voll und sehe schon die ersten Gewitterwolken durch die Täler ziehen. 10 Minuten nach dem Tanken erwischen mich die ersten Tropfen und ich überlege, ob ich mir schon vorsorglich die Regenkombi überziehen soll. Das gute an den Bergen ist, dass man immer sieht, wo es regnet und wo es wieder hell wird. Ich entschließe mich also nur den Tankrucksack abzudecken, den Rest muss meine Jacke auch so aushalten. Gute Entscheidung – nach genau 3 Minuten Regenfahrt wird es wieder heller und ich bekomme den Rest des Tages keinen Tropfen mehr ab.

Die Fahrt durch Österreich zum Fernpass geht zügig und es überrascht mich gar nicht mehr, dass ich vor der Auffahrt zum Fernpass im Stau stehe. Komisch ist nur, dass es noch 15 km bis zum Pass sind und der Verkehr wirklich steht. Ich fange an mich mit ein paar anderen Motorradfahrern vorzuschlängeln. Erst kommen immer wieder ein paar Autos entgegen doch bald ist die Gegenfahrbahn völlig frei. Komisch, also vorsichtig nach vorne. Bald merke ich, dass ich so 20 andere Motorradfahrer im Schlepptau habe und so führe ich den ganzen Pulk, tatsächlich gänzlich ohne Gegenverkehr, bis zur Spitze des Staus. Dort stehen ein paar Straßenarbeiter vor einer Baustelle und regeln über Funk den Verkehr. Ich denke, da haben wir ja nun ein paar Kilometer Baustelle vor uns, den nun kommen ca 15 Minuten Fahrzeuge entgegen. Die meisten Motorradfahrer nutzen die Zeit noch für eine Pinkelpause, dann winkt uns der Arbeiter endlich durch. Überraschung: Die Baustelle war tatsächlich maximal 500 Meter lang und für dieses Stückchen haben die auf beiden Seiten 15 Kilometer Stau produziert..

Die Fahrt über den Pass ging dann auch dementsprechend schnell, da ja niemand vor mir war. Kurzer Halt am Zugspitzblick für das Erinnerungsfoto und schon geht es wieder runter, auf die bekannte Strecke Richtung Kempten. Ich bin gut in der Zeit und fahre deshalb schon früh von der Autobahn ab um noch einen Schlenker durch das Allgäu zu machen, bevor ich meinen Campingplatz in Aitrach an der Iller ansteuere. Der Platz liegt gut 1000 m außerhalb von Aitrach, direkt an der Iller, ist mit einigen kleinen Flüsschen durchzogen, dicht bewaldet und wirklich schön im Schuss. (Auch hier gibt es ein Schwimmbad!) Ich bekomme einen schönen Zeltplatz am Fluss, wo nur ein einziger anderer Camper sein Zelt aufgebaut hat. Ein Radfahrer, der das gleiche Equipment wie ich dabei hat, nur dass er dies auf dem Rad transportiert. Komischer Kerl, ich hab mir Bier zum Zeltaufbau geholt, er Wasser!??

Leider hat das Restaurant auf dem Platz geschlossen und der Kiosk gibt auch nix her – also beschließe ich das Örtchen Aitrach zu erkunden, einzukaufen und danach essen zu gehen. Ist gar nicht so einfach was zu finden, aber nachdem ich ein paar mal die „Hauptstraße“ hoch und runter gelaufen bin finde ich am Ortsausgang einen Edeka für die Getränke an Abend und das Frühstück und in der Ortsmitte das einzige Gasthaus mit Terrasse – und kroatischer Küche. Das passt! Grillteller und Weizenbier neben dem Stammtisch.

Nach einem im Fluss am Schnürchen eingekühlem Bier krieche ich gegen 22:00 Uhr ins Zelt und schlafe tief und fest.