Tag 1:    Waldsolms – Frankfurt – Haldensee / Tirol

Pünktlich wie jeden Morgen um 05:45 Uhr ist zu Hause Abfahrt! Nur mit dem Unterschied, dass ich dieses Mal mit dem am Vorabend gepackten Motorrad zur Arbeit fahre. Der Plan ist, nur ein paar Stunden aufzuarbeiten und um 12:00 Uhr in Frankfurt wegzufahren um den befürchteten Feiertagsverkehr zu umgehen. Außergewöhnlich, aber der Plan geht auf und ich fahre tatsächlich um 11:50 Uhr aus der Tiefgarage. Strahlender Sonnenschein und auch die Wetterprognosen für den Süden sind vielversprechend. So machen mir die knapp 400 Autobahnkilometer nichts aus und ich habe tatsächlich weder in Karlsruhe, Stuttgart noch in Ulm Stau. Wie ich später höre, kam das ganze Verkehrschaos dann tatsächlich erst 2 Stunden später und ich habe alles richtig gemacht.

Wie bei all meinen Fahrten in den Süden Deutschlands fahre ich in Kempten von der Autobahn ab, weil beim ersten Anblick der Berge ich dann doch von der Autobahn die Nase voll habe und endlich ein paar Kurven fahren möchte.

 

Die Fahrt über Sonthofen und durch das Tannheimer Tal ist dann auch wirklich eine Genugtuung und ich freue mich über jede Kurve, jeden Berg und jede Kuh die ich sehe.

Um 17:00 Uhr bin ich Grän, also kurz vor dem Tagesziel – dem Campingplatz Haldensee. In einem Supermarkt besorge ich mir noch schnell das Abendessen und 10 Minuten später stehe ich auf dem Platz. Dieser liegt tatsächlich sehr idyllisch direkt am See, etwas außerhalb des Ortes, mit vielen Bäumen und einem angeschlossenen Freibad. Genau nach meinem Geschmack! Nur 2 Zelte und ein paar Wohnwagen, keine Dauercamper und eine kleine Gaststätte!

 Im Wirtsraum begrüßt mich ein kräftiger Tiroler Bua, eigentlich ein lustiges Kerlchen. Ich merke aber schon, dass er Feierabend machen möchte und deshalb den Check – In ziemlich schnell durchzieht. Ich habe kaum Zeit ein paar Fragen zu stellen, wundere mich noch über die EUR 20, die er mir abknöpft und schon meint er mit mir fertig zu sein. Nicht so schnell.. Ich will wenigstens wissen, wofür die Chipkarte ist, die er mir hingelegt hat! Natürlich für die Toiletten und Duschen! Aha.. und wo darf ich aufbauen? Na überall, nur nicht auf den Wohnwagenplätzen.. Aha.. Kann ich noch ein Bier für den Aufbau bekommen? Ja klar.. zapft das große Bier, wünscht mir viel Spaß, die Chipkarte soll ich morgen bei Frühabreise aufs Fenster legen und schließt die Tür hinter mir ab. Weg war er. Erst hinterher fällt mir ein: Also wenn der jeden Tag ab 18:00 Uhr weg ist.. wie kommen dann später Anreisende ohne Karte an die Sanitärgebäude??

Ich bin jedenfalls bester Laune, baue mein Zelt unter 2 Tannen auf, eine Wäscheleine zum trocknen meiner verschwitzen Klamotten hängt schon da, richte mich ein und freue mich über das schöne Gefühl, wieder im Zelt schlafen zu können. Irgendwie hat dieses Aufbauen und Einrichten auf dem Zeltplatz was Schönes, Heimeliges und beruhigendes für mich. Ich fühle mich dann mit einem Schlag total entspannt und eben mitten drin im Urlaub.

 

Nachdem alles steht, mache ich mich auf dem Weg und suche eine Möglichkeit den See zu umrunden. Die ist schnell gefunden und ich wandere auf einem malerischen Pfad erst entlang eines Gebirgsbaches und später dem See in der Abenddämmerung entlang. Irgendwann höre ich das Rauschen eines Wasserfalls und nach ein paar Metern durch den Wald ist dieser auch schnell gefunden. Natürlich kein Vergleich zu den Fällen in Norwegen, aber dieser hier hat etwas richtig Gemütliches.

Den See umrunde ich dann doch nicht, sonst hätte ich auf der anderen Seite die Straße entlang gehen müssen, aber auf dem Rückweg laufe ich der untergehenden Sonne entgegen.

 

 

Zurück auf dem Platz brate ich mir dann 2 Steaks in der Pfanne und baue mir 2 super Schweinesteak-Paprika-Tomaten-Baguettes! Nebenbei schmiere ich gleich 3 Brötchen für den morgigen Tag – eines zum Frühstück, 2 für unterwegs. Irgendwie habe ich ein paar Abläufe, die ich mir in Norwegen angewöhnt habe, mit übernommen und auch wenn es hier alle paar Kilometer Einkaufsmöglichkeiten und Tankstellen gibt, mag ich es trotzdem meine Tagesverpflegung (eigentlich nur Kaffee und Brötchen) vor dem Zelt selbst zu machen.

 Ich schlendere nochmal zum See und um 22:30 Uhr schlafe ich tief und fest ein.

Das war ein super Anfahrtstag!

 

Tagesstrecke: 484 km