Tag 3

01.07.2021

 Lurgin / Thorn a Bas -  RDGA -  Camping le Reclus (Bourg Saint Maurice)

214 km

  

Pässe: Col de Gets, Col Colombière, Col des Aravis, Col de Saise, Col du Prêt

Es hat Nachts wieder geregnet, aber als ich um 06:30 Uhr aufstehe ist es nur wolkenverhangen und trocken. Solange es immer nur Nachts regnet..

Ich beeile mich alles einzupacken, verzichte sogar auf meinen Kaffee, weil ich den nächsten Schauer befürchte, es bleibt aber trocken.

 

Es sind nur noch 5 km bis Thorn a Bas – den Einstieg in die RDGA.

 

Ich bin sicher, es gibt einen einfacheren Weg, da ich aber die Route teilweise von jemanden übernommen habe fahre ich durch ganz enge Gassen stetig den Berg hoch. Ständig stehe ich steil bergauf vor roten Ampeln und schon bei der dritten fängt die Kupplung an so zu stinken, dass ich bei rot darüber fahre! Das geht ja gut los! Jetzt habe ich die ganze Fahrt über Angst, dass meine Kupplung schlapp macht – und den Geruch in der Nase!

 

Bald entfliehe ich jedoch dem Gassengewirr und bin auf dem Weg zum Col de Gets!

Unspektakulär - aber für den langsamen Start ins Kurvenmeer genau richtig!

 

Wesentlich schöner ist der Colombière! Hier ist nirgends zu übersehen, dass in 3 Tagen hier die Tour de France durchkommt. Alle Dörfer sind bunt geschmückt und in jeder Kurve stehen schon Wohnwagen mit Fans. Teilweise sind die Straßen bunt bemalt und jeden Kilometer gibt es einen Hinweise für die Radfahrer, wie lange sie sich noch zum Gipfel quälen müssen.

 

Das Thema begleitet mich noch den ganzen Tag über -und auch für den Rest meiner Fahrt durch Frankreich. 

Langsam reißen die Wolken auf und ich komme so richtig in Fahrlaune! Stetig geht es nach oben, die Berge werden höher und das Panorama immer schöner. Oben am Colombière trinke ich meinen ersten Kaffee und genieße die Ruhe. Jawohl – Ruhe! Abgesehen von ein paar Radfans an der Strecke und ein paar mutigen Radfahrern  bin ich fast den ganzen Tag alleine unterwegs! Kaum Wohnwagen vor mir oder stressige Motorräder hinter mir – die Fahrt ist ein einziger Genuss!

  

… Auch wenn die Straßenverhältnisse teilweise katastrophal sind und in manchen Kehren auch noch Rollsplitt liegt – ganz gemächlich fahren macht auch Spaß.

Überrascht werde ich nur von der Auffahrt zum Col de Pret. Den hatte ich a) gar nicht bewusst in meiner Planung und b) ist die Straße so schmal und steil, dass sie mich ein weinig an den Trollstigen in Norwegen erinnert hat. Oben angekommen gibt es dort aber das schönste Panorama des Tages und die Abfahrt zum Lac de Roseland ist so schön, dass ich am liebsten nochmal hochgefahren wäre.

  

Am See, kurz vor der Staumauer, mach ich ein Picknick mit fantastischem Panoramablick und schon eine halbe Stunde später stehe ich beim Lidl! In Bourg Saint Maurice und kaufe Abendessen. 

Beim Campingplatz Le Reclus angekommen habe ich wieder leichte Panik wegen fehlender Reservierung aber kein Problem – auch hier gibt es einen schönen Zeltplatz – sogar mit Bank. Der erfahrene Zeltcamper weiß, wie wichtig das manchmal ist…

 

Um mich herum stehen ein paar mongolische Jurten, die auch noch original so eingerichtet sind und eigentlich gar nicht in den schönen Kieferwald passen.

Der ganze Campingplatz ist voll mit Mountainbikern, Bergsteigern und ein paar Motorradfahrern. Also wieder einmal eine ziemlich coole Gesellschaft! – Nicht wie auf den meisten Plätzen in Deutschland, wo solche Leute von den Dauercampern blöd angeschaut werden. Ich habe überall im Ausland schon Plätze angefahren, die solch eine Sportcommunity beherbergt haben und da ist einfach eine ganz besondere Stimmung. Der Witz ist ja, man denkt, hier läuft dann die ganze Nacht Party – im Gegenteil, gerade die Bergsteiger brechen unheimlich früh auf und entsprechend ruhig ist es auch immer am Abend.

 

Ich mache mich auf eine Wanderung den Fluss Reclus entlang, mich zieht es aber auf den Berg und irgendwann lande ich auf einer Mountainbike Downhill Strecke, die ich 40 min lang Hoch „laufe“ um einen schönen Ausblick zu haben. Irgendwann wurde das selbst mir zu steil und ich musste umdrehen.

  

Im Lager zurück brate ich noch ein paar Würstchen, schreibe meinen Reisebericht, lese ein Buch und schlafe dann müde aber glücklich ein. JETZT bin ich im Urlaub!