Tag 4

02.07.2021

Val-d´Isère – Col du Galibier -Barcelaunette – Camping River

 304 km

 

Pässe: Col de L´Iseran, Col de Madelain, Col du Télégraphe, Col du Galibier, Col du Lautaret, Col D´Izoard, Col de Vars

Meine Einträge im Tagebuch für heute sehen so aus:

Das passiert immer dann, wenn ich entweder total kaputt bin oder so einen tollen Tag hatte, dass ich den erst einmal überschlafen muss. – Für diesen Tag gilt beides!

 

Wie oben zu sehen – unglaubliche 7 Pässe standen heute auf der Liste – und das waren nur die großen!

Aber erst einmal musste kommen was kommen musste: die Lampe vorne hat sich, wie bei fast jeder meiner längeren Reisen verabschiedet! Irgendwann, vielleicht in 10 Jahren oder so , werde ich einmal gleich VOR der Reise die Lampe tauschen. Aber so passiert das auch nicht am Abend, dass man vielleicht noch am Campingplatz wechseln könnte – nein – immer morgens nach dem losfahren! Und schon hat man Abends wieder etwas vor !

 

Dann war das Wetter einfach Bombe! Ich weiß noch, wie ich am Ende dieses Tages dachte, im Regen hätte ich wahrscheinlich irgendwann mal abgebrochen…

  

Gleich kurz vor dem ersten Pass, dem Col de L´Iseran, um 08:30 Uhr, also ganz früh, eine Auffahrt mit NULL Verkehr, bleibe ich angesichts der beeindruckenden Schneewände einfach mitten auf der Straße stehen, um ein Bild zu machen. Blöd nur, wenn man vergisst den Seitenständer auszuklappen und absteigt! Gott sei Dank merke ich es gerade noch und lege so das Motorrad sanft auf die Straße. 

Nach meiner Wirbelbruch Erfahrung auf meinem Kroatien Trip versuche ich erst gar nicht die Fuhre alleine aufzustellen sondern warte brav auf Hilfe… Die kommt dann auch bald in Form eines Rentnerpärchens – willig mir zu helfen, aber ich habe echt Angst, dass er sich weh tut! Wie auch immer, wir haben es zu zweit locker geschafft und so stehe ich bald auf dem ersten Col des Tages.

 

Die Pässe werden auch jedes Mal beeindruckender und schöner, der Verkehr ist wirklich mäßig aber langsam merkt man auch, dass die Tour de France näher rückt. Am Straßenrand ist echt was los!

Was mich echt freut ist das Zusammenspiel von Fahrradfahrern, Autofahrern und Motorrädern auf den tollen Serpentinenstrecken. Dort nimmt man wirklich aufeinander Rücksicht, man lässt auch gerne mal einen Fahrradfahrer in der Kurve vor und überhaupt läuft hier alles viel ruhiger ab als auf Deutschen Straßen.

 

Überhaupt werden die Fahrradfahrer hier richtig gefeiert. Auf jeder Passhöhe stehen alle möglichen Leute und applaudieren, sobald wieder welche die Tortour hinter sich haben. 

Was an diesem Tag  auch neu für mich war, sind  die vielen Fotografen in den Kurven, bei denen man sich dann von zu Hause über deren Internetseite Bilder von sich bestellen kann. Einfach Tag, Uhrzeit und Col merken, nachsehen und für teures Geld das Bild bestellen. Würde ich normalerweise nicht machen, aber die Bilder sich wirklich gut gelungen! 

Den Tag beende ich auf dem schönsten Campingplatz meiner Reise: Camping River bei Bacelaunette.

Ein Britisch-Irisches Pärchen hat sich dort seinen Aussteiger Traum erfüllt und betreibt so einen liebevoll gestalteten Platz am Fluss, inklusive Schwimmteich, Kanu und Pub!

  

Ich mache noch eine Wanderung in das Nachbardorf, wo es einen schönen Aussichtsturm zu besichtigen gibt. Leider finde ich partout den Weg am Fluss entlang nicht und lande irgendwann auf einer dicht befahrenen Bundesstraße.  Es gibt dort kaum die Möglichkeit ungefährdet zu laufen und vor einer langen Kurve ist wirklich Schluss. Also laufe ich in einen Steinbruch rein und versuche diesen hoch zu klettern um auf der anderen Seite der Kurve wieder auf der Straße zu landen. Das klappt – aber echt abenteuerlich! Erst habe ich Schiss abzustürzen, dann wieder, dass mich ein LKW mitnimmt. Letztendlich komme ich aber sicher in dem wunderschönen Dorf an, klettere zu dem Aussichtsturm und finde schließlich auch einen ungefährlichen und schönen Weg zurück ins Camp.

Ach ja, und dort lerne ich auch Dirk aus dem Saarland kennen! Auch er ist alleine unterwegs, mit einer Royal Endfield, echt wenig Gepäck, wenn ich mich recht erinnere gerade den Führerschein gemacht, ohne große Planung und viel auf Schotter unterwegs. Ich bin beeindruckt und freue mich über die nette Unterhaltung am Abend!