Norwegentour 05. bis 14. August 2015

Tag 5

09.08.2015

Trollstigen – Vestkap – Gloppen Camping

Gefahrene km: 426

 

Ich bin bereits um 06:00 Uhr wach – mein Rücken meldet sich nach den langen Strecken nun doch ab und an – und es nieselt tatsächlich!

 

Also versuche ich duschen, Kaffee kochen und zusammenpacken alles in den kurzen Nieselpausen zu erledigen, ziehe zum ersten Mal meine Regenkombi über, steige auf und fahre los. Kaum auf dem Bike hört es tatsächlich auch wieder auf zu regnen und ich fahre den Trollstigen auf nasser Straße aber dieses Mal bei absolut klarer Sicht zum zweiten Mal hoch. Oben auf dem Fjell angekommen lichten sich tatsächlich auch die Wolken und da ich so früh unterwegs bin ist auch kaum Verkehr und ich genieße beinahe alleine die wunderbare Straße bis nach Geiranger.

Jetzt steht meine erste Fährüberfahrt auf dem Nordalsfjorden an. Ich stehe gleich zu Beginn und habe Glück. Die Fähre legt gerade an und ich muss nicht warten. Unkompliziert bezahle ich die 49 NOK Gebühr und darf als erster auffahren. Leider sind die Wände der Fähre so hoch, dass man kaum etwas sieht.

Kurz vor Geiranger, noch auf dem Hochplateau, hat man einen fantastischen Blick auf den Fjord, wo auch ein Kreuzfahrtschiff der MSC vor Anker liegt. Genau so habe ich das schon auf unzähligen Bildern in Reiseberichten gesehen. Die Abfahrt nach Geiranger über die Serpentinenstraße ist nicht minder spektakulär, da ich aber weiß, dass die Auffahrt von Geiranger genau so schön ist fahre ich durch den Ort hoch und genieße bald die Aussicht auf den Fjord von der Südseite. Eine kurze Kaffeepause muss hier sein und auch ein Bild für meine gedanklich geplante Bilderreihe „meine Kaffeetasse an den schönsten Orten der Welt“ wird natürlich inszeniert. Außerdem ist das DIE Gelegenheit die unbenutzte Regenkombi abzuwerfen..

Gleich nach Abfahrt leuchtet in meinem Display plötzlich „Lampf“ auf! Nein – das ist kein Schreibfehler sondern wohl eher ein Programmierfehler von BMW. Ich kann es gar nicht glauben – noch nie ist mir eine Lampe kaputt gegangen! Und alle, die in ihren Reiseberichten Ersatzbirnen mit hatten habe ich innerlich fast ausgelacht.. Ich habe fast alles dabei, nur..!

 

Ich beschließe bis Styrn zu fahren da ich dort ohnehin eine Tankpause einlegen wollte. Natürlich kommt jetzt der erste der berühmten langen Tunnel auf meiner Fahrt und ich stelle fest, dass meine Zusatzscheinwerfer zu wenig Licht geben um diese auszuleuchten. Dauer-Fernlicht geht auch nicht, da man dann ständig angeblickt wird. Also verwerfe ich den heimlichen Gedanken die Birne erst zu Hause auszutauschen und halte bei allen Ortsdurchfahrten nach einer Werkstatt Ausschau. Komisch, hier sind immer alle Geschäfte zu! Was für ein Tag ist überhaupt? Kurz gerechnet – Sonntag! Na toll.. wahrscheinlich keine Birne und auch kein Abendessen..

Die Fahrt bis Styrn ist wieder wunderbar, ich gleite nur so dahin durch lange Tunnel, über das Fjell, an Wasserfällen und Schneefeldern vorbei und das Schönste ist: ich sehe überall Wolken und Regen -  nur über mir nicht!

 

In Styrn tanke ich und dann konsultiere ich mal die Bedienungsanleitung der Adventure wg. der Birne. Das kann doch nicht so schwer sein.. also frage ich in der Tankstelle und tatsächlich, es gibt eine Passende.

 

Ich brauche tatsächlich 45 min um diese verdammte Birne zu tauschen. Das Gefummel sollte man jeden BMW Konstrukteur mal machen lassen…

 

Aber jetzt: Auf zum Vestkap!

Es geht weiter wie bisher: Berg, Tal, Fjell, Fjord, wieder Berg.. und überhaupt kein Verkehr! Bei Kjode verpasse ich vor lauter Begeisterung auch die Abzweigung und mein Navi führt mich auf einer kleinen Extrarunde, die zwar einen Umweg – aber einen sehr schönen – bedeutet.

 

Ich merke, dass es hier sehr stürmisch wird und ich bin tatsächlich ein wenig aufgeregt, gleich vor dem Monument zu stehen. Die Auffahrt über die Schotterpiste ist toll, niemand außer mir ist hier oben unterwegs, überall weiden Schafe und da bin ich!

Ich holpere mit dem Bike über die Steinwiese, baue es vor dem Turm für das berühmte Bild auf und merke erst beim Absteigen, wie stark der Sturm hier oben ist. Ich kann selbst kaum stehen und mein Motorrad wankt trotz der 360 kg bedenklich bei jeder Böe!

Die Bilder sind schnell gemacht, auch das mit Selbstauslöser, und da ich echt Angst habe, dass es mir die Fuhre umweht sprinte ich wieder zum Motorrad, rutsche dabei zweimal in der Schafscheiße aus und fahre rasch runter zu dem berühmten kleinen Kiosk, der leider immer noch zu hat, um auch da die Pflichtbilder zu machen.

 

Der Wind ist hier auch nicht gerade besser, aber verdammt, ich möchte einen Kaffee am Vestkap trinken! Also noch 50 m weiter runter auf einen kleinen Parkplatz – hier muss es hinter dem Hügel doch windstiller sein? Denkste.. ich brauche 3 Parkversuche bis mein Motorrad steht ohne bedrohlich zu schwanken. Meinen Helm habe ich auf dem Boden abgelegt und kaum habe ich die Thermoskanne rausgefischt kullert der auch schon den Hang runter. Ich hinter her, kurz vor dem Aufschlag auf einen Felsen gerettet, Gott sei Dank nur 2 kleine Kratzer im Visier! Uff – das wär’s gewesen.. ich hab alles dabei nur keinen zweiten Helm! Was ein Stress – aber jetzt schmeckt der Kaffee mit Blick auf das Meer doppelt so gut!

Nachdem ich das doch leicht erhebende Gefühl hier zu stehen genug genossen habe, geht es auf dem ursprünglich geplanten Weg zurück. Nach wie vor sehe ich überall Wolken und Regenschauer, nur nie da wo ich hinfahre. Die Regenkombi bleibt deshalb vorsorglich eingepackt, man will ja nichts heraufbeschwören!

 

Die Fahrt ist ebenso schön wir kurzweilig und bald fahre ich durch Gloppen bis zu dem Campingplatz am Ortsrand. Endlich – mein Hintern und auch der Rücken schmerzen heute ganz schön. Ich bleibe mal vorsichtig vor dem Platz stehen, denn irgendwie gefällt mir nicht ganz so was ich sehe. Der Platz ist relativ groß, liegt direkt am Fjord, es gibt viele Hütten und die Zeltplätze sind direkt in einem kleinen Kiefernwald. Komisch, wo anders hätte ich den Platz toll gefunden, aber irgendwie fehlt mir hier die Natürlichkeit und Ruhe der bisherigen Plätze in Norwegen. Trotzdem checke ich ein, zahle nur NOK 110 (ohne Rechnung natürlich!), finde ein nettes Plätzchen, sogar mit Tisch und Bank, und direktem Blick auf den Fjord. Auch wenn ich den Platz nicht ganz so gemütlich finde, er hat zumindest die tollsten 4 Sterne Sanitäranlagen die ich je hatte und auch das schnellste W-Lan! – Übrigens, bisher hatte ich auf JEDEM meiner Plätze freies WLan, zwar mit mehr oder minder guten Qualität, je nachdem wo man aufbaut, aber da sind die in Norwegen schon wesentlich weiter als wir hier in Deutschland.

Da ich ja nicht einkaufen konnte frage ich nach einem Restaurant. Die empfohlene Pizzaria ist mir aber zu weit weg und so mache ich meine letzte Packung Nudeln auf. Geht doch auch!

 

Heute bin ich richtig müde, ich mache aber noch meine Rückenübungen, der hat es dringend nötig! – und siehe da – es hilft wieder mal und die Verspannungen lösen sich!