Norwegentour 05. bis 14. August 2015

Tag 8

12.08.2015

Preikestolen – Kjerag – Nesset

Gefahrene KM: 287

 

Um 04:00 Uhr wache ich zum ersten Mal auf – Mist, es regnet immer noch – und – mein Zelt ist innen feucht! Es wird doch nicht.. ohh.. ich habe vergessen die Entlüftungen aufzumachen… ich liege also in meinem eigenen Kondenswasser!

 

Um 06:30 Uhr werde ich dann endgültig wach. Es hat aufgehört zu regnen, also schnell raus, alles trocken wischen, duschen, Abbau! Ich will um spätestens 09:00 Uhr weg sein, da es ja angeblich schön werden soll und wenn das so ist, plane ich die zweite Wanderung zum Kjerag Bolten. Ich rechne so vor mich hin… 09:00 Uhr Abfahrt, 137 km bis Kjerag, nur über kleine Fjellstraßen.. wenn ich also um spätestens 13:00 Uhr da bin.. 5 Stunden Wanderzeit.. schaffe ich noch leicht die 130 km bis zum Camping Nesset. So hätte ich morgen nur noch 75 km bis zur Fähre nach Dänemark.. so wird’s gemacht!

Um 08:30 Uhr bin ich fertig mit aufsatteln, setze mich aufs Motorrad, hieve es vom Hauptständer, rutsche aus und lege es sanft auf die Seite! Na toll – die 360 kg bekomme ich alleine nicht hoch. Schnell eilen aber schon 2 Männer herbei, die helfen die Kuh wieder aufzustellen. Kurze Schadensbegutachtung.. kein Schaden! Das Motorrad ist sanft auf den Sturzbügeln und dem Alukoffer gelandet. Zweiter Startversuch und los!

Gleich nach dem Preikestolen Camping muss ich per Fähre über den Hogsfjorden und danach beginnt der Fahrspaß! Ich fahre eine fantastische Straße über das Fjell, es geht hoch und runter, viele Schafe liegen auf der Straße rum (eines hätte ich fast übersehen.. ) und der krönende Abschluss sind die Serpentinen Richtung Lyseboten über die man den Kjerag Wanderparkplatz erreicht. Ich komme dort schon um 11:15 Uhr an und sehe gleich, dass dort viel weniger los ist als gestern beim Preikestolen. Der nette Parkplatzanweiser schickt mich auf einen kostenfreien Motorradparkplatz, jetzt muss ich nur noch eine Storage Box für meine Motorradklamotten auftreiben. Der Parkwächter ist auch gleichzeitig die Touristeninfo und lässt mich mein ganzes Gepäck bei sich im Office lagern. Also ziehe ich mich auf dem Parkplatz um, packe Proviant ein und rauf auf den Berg!

Gleich zu Beginn ein Blick hoch – das habe ich nicht erwartet! Jetzt weiß ich aber, warum hier doch viel weniger Leute rumlaufen. Ich Gegensatz zu gestern, wo es meist über Geröll wie Treppenstufen bergan ging, fängt der „Weg“ hier gleich mit einem glatten Felsen an, der so steil ist, dass man sich mit den extra angebrachten Ketten hochziehen muss. Nach 15 Minuten bin ich nass geschwitzt und als ich ein paar Leute sehe, die auf allen vieren den Felsen herunterkrabbeln denke ich das erste Mal ans umdrehen!

Eine gute halbe Stunde geht es steil bergauf, dann erreicht man die erste Ebene – noch grün, mit Hochmooren, kleinen Seen, Holzsteigen – so hatte ich mir das eigentlich vorgestellt. Plötzlich geht es auf dem glatten Fels wieder steil hinunter nur um sich gleich wieder an den Ketten hochzuziehen. Der Blick zurück über die Steinebenen ist zwar umwerfend, der zwischendurch auftretende Sauerstoffmangel aber auch..

 

Jetzt geht es erst richtig los! Eine riesige glatte Felswand liegt vor mir und die ganz kleinen Menschen da oben, nur noch als Punkt wahrnehmbar, zeigen mir, wo es hingehen soll. GANZ rauf! Oben endlich angekommen hat man ein wunderbar weitläufiges Felsplateau erreicht, auf dem man ca. 1 km leicht bergauf läuft. Dieses mal wieder auf Felsplatten, aber auch durch Schneefelder! Hier oben weht jetzt ein eisiger Wind und ich bin froh, Mütze, Halstuch und Schlauch eingepackt zu haben.

Irgendwann geht es plötzlich wieder runter und man steht in einem Schneefeld. Vor mir steht eine kleine Gruppe Amerikaner, die genau so verwirrt nach der Wegmarkierung Ausschau hält  wie ich.  – Bitte nicht verlaufen haben und den Weg zurück!!! Aber schon ruft einer „There it is!“ und tatsächlich – wenn man dem Schneefeld hinter eine Biegung folgt steht man direkt vor dem berühmten Kjerag Bolten! Ich habe die Strecke in 1 ½ Stunden geschafft!

 

Vor dem Bolten stehen ca. 15 Menschen mit Kameras, dahinter eine Schlange mit denen, die sich auf dem Fels fotografieren lassen möchten.

 

Was für eine Aussicht! Ähnlich wie auf dem Preikestolen geht es gerade hinunter, nur dieses Mal sind es statt 600 m 1000m zum Lysefjord. Links und rechts Felswände mit Wasserfällen – JA – es hat sich gelohnt hier hochzusteigen!

Ich mache wieder mein Picknick, jede Menge Bilder und beginne dann mit dem Abstieg. Abstieg heißt hier ja nicht zwangsläufig bergab, da man ja jede Wand, welche man vorhin hinuntergestiegen ist, jetzt wieder rauf muss! Trotzdem fällt der Abstieg leichter, die Ketten helfen auch hier enorm, obwohl ich 2 mal auf dem Hintern lande weil es so rutschig geworden ist.

 

Auch jetzt benötige ich wieder 1 ½ Stunden und erreiche glücklich um 15:00 Uhr mein Motorrad. Erst einmal wird ein Kaffee getrunken, dann umgezogen, gepackt und schon geht es weiter nach Nesset. Ich fahre noch einmal die fantastische Serpentinenstrecke zurück und danach entlang Wildbächen, Wasserfällen und Fjorden zum Campingplatz am Ardalsfjorden.

Lysefjell
Lysefjell

Es ist keine Wolke am Himmel und ich suche mir einen Platz direkt am Wasser, wo ich schnellstens meine nassen Sachen zum trocknen aufhängen kann. Nach einem kurzen Bad im eiskalten Fjord mache ich mein letztes Abendessen in Norwegen (es gibt noch einmal Lachssteaks und Gemüse) und halte mein Gesicht in die Abendsonne! Was für ein schöner Tag!