Schottlandtour 2019

Tag 2

 05.07.2019

Newcastle Fähranleger – GlenCoe

 410 Tageskilometer

Um 06:00 Uhr englischer Zeit klingelt der Wecker.. Ich habe super geschlafen, was angesichts der viel zu weichen Matratze in dem viel zu kleinen Kojenbett ein Wunder ist. Da bauen die Schiffe komplett aus Stahl und sparen bei der Matratze an Gewicht...

 

Ich bin aufgeregt! Das soll mein erster Tag in Schottland werden -  wie genau am gleichen Tag vor 2 Jahren auch schon mal… der ist ja leider total in die Hose gegangen weil mich direkt an der ersten Kreuzung am Loch Lomond ein Auto erwischt hat. Dieses Mal muss es gut gehen!

Nach einem ausgiebigen Frühstück (welches hier gerne ausdrücklich in Auswahl und Qualität gelobt werden darf) strolche ich noch ein wenig am Deck herum, packe meine Sachen und um Punkt 09:00 Uhr werden alle zu den Fahrzeugen gelassen.

 

Man spürt bei allen die Aufregung und die Vorfreude, Motorradfahrer aus Deutschland, Belgien, England und Frankreich tauschen sich aus, begutachten gegenseitig ihre Maschinen aber alle wollen eigentlich nur endlich runter von der Fähre. Leider müssen wir aufgrund „erweiterter Zollkontrollen“ noch 20 min warten und ich unterhalte mich angeregt mit einem Belgier, der mit 3 Freunden eine ähnliche Route geplant hat wie ich. Wir wünschen uns noch eine gute Fahrt und dann geht es endlich raus -für 300m, denn dann werden die Pässe kontrolliert. Nach der Passkontrolle treffen sich wieder viele auf einem Parkplatz, richten sich ein, ziehen sich fertig an, ein letzter Gruß und dann verstreuen sich alle in verschiedene Richtungen. 

Vom letzten Mal weiß ich noch, dass mich mein Navi durch Newcastle geführt hat, deshalb habe ich dieses Mal die „schnellste Strecke“ zum Loch Lomond gewählt und komme nach ein paar Kreisverkehren direkt auf eine Schnellstraße und bald auf die Autobahn Richtung Glasgow.

 Die Fahrt ist angenehm aber tröge und nach 200 km fällt mir auf, weil ich Kaffee möchte und mal pinkeln muss, dass ich bisher keine einzige Autobahnraststätte gesehen habe. Irgendwann kurz vor Glasgow sehe ich ein Schild „Service“und darunter das Starbucks Logo. Ich folge der Ausschilderung und stelle fest, dass hier die Raststätten nicht direkt an der Autobahn liegen, sondern immer ein Stück weit weg, ähnlich wie unsere Autohöfe. Der Rasthof ist komplett überfüllt aber nachdem all´ meine Bedürfnisse gestillt sind geht es weiter. 

Am Beginn Loch Lomond tanke ich nochmal und bald bin ich schon an der Unfallstelle vom letzten Mal. Ich würdige diese Kreuzung keines Blickes und fahre ganz schnell vorbei!

 

Kurz darauf spüre ich zum ersten Mal den schottischen Regen auf meinem Helm. Nicht so wild, aber immerhin und ich ziehe zum ersten Mal meine Regenkombi über. Schon kommen mir die ersten Zweifel, ob ich heute wirklich bei „Skyfall“ wildcampen kann. Es nieselt leicht, der gesamte Glencoe ist in dichte Wolken gehüllt und man kann nur erahnen, wie schön es eigentlich hier ist.

Ab und an bleibe ich doch für ein paar Bilder stehen und bald fahre ich auf meiner ersten Single Track Road in Schottland Richtung Skyfall durch das Glen Etive. Jetzt fängt es mal richtig an zu regnen und das Bild, welches ich schon seit 3 Jahren im Kopf habe (ja, auch ich möchte an der Stelle stehen, wo James Bond und M. in das Tal geschaut haben), fällt buchstäblich ins Wasser.

Trotzdem, oder sogar vielleicht wegen der düstern Stimmung, ist die Landschaft wunderschön und abgesehen von dem vermasseltem Bild stört mich der Regen gar nicht. Das ist halt Schottland und ich habe mich genau darauf eingestellt. Ohne dem vielen Regen wären die Berge niemals so grün, die Wiesen nicht so saftig und Wasserfälle würde es auch nicht geben – was für ein schönes Land!

Ich beschließe nun doch zum Red Squirel Campingplatz zu fahren, aber wie es der Zufall will, lässt der Regen wieder nach und ich sehe 2 km vor dem Platz ein wunderschönes Fleckchen Erde am Fluss. Kein Zaun – also darf ich hier campen.

  

Im leichten Nieselregen baue ich mein Zelt auf und richte mich ein. Zwischendurch ist es immer wieder mal trocken und der Platz am Fluss hat wirklich etwas wild romantisches. Ich bin total glücklich – Wildcampen ist wirklich ein Muss in Schottland! 

Die Sache hat nur einen Hacken: Midges! Kaum regnet es nicht mehr schwärmen Millionen von winzigen kleinen Mücken aus und suchen Futter – Blut – mein Blut! Da hilft nur eines: anziehen was das Zeug hält bis keine Hautstelle mehr frei ist. Trotzdem sind die Biester überall, in den Haaren, in den Ohren, in der Nase – richtig lästig, aber gebissen werde ich anscheinend doch nicht.

Irgendwann hört es tatsächlich komplett auf zu regnen, ich koche meine Nudeln, schreibe Tagebuch und mache eine kurze Wanderung den Fluss entlang. Einfach herrlich hier – kein Mensch weit und breit. 

Gewaschen wird im Fluss und andere Geschäfte werden streng nach den Regeln des schottischen Outdoor Access Code verrichtet. https://www.outdooraccess-scotland.scot/

 

Um 22:00 Uhr liege ich zufrieden im Zelt und freue mich schon auf den nächsten Tag!

Mein Lieblingsflyer im Outdoor Access Code
Mein Lieblingsflyer im Outdoor Access Code