Schottlandtour 2019

Tag 9

12.07.2019

Fort August – Loch Tummel

 Tageskilometer: 295

So schön der entspannte Tag gestern war, so freue ich mich heute darauf wieder auf dem Motorrad zu sitzen und Neues zu entdecken. Ich fahre um 08:00 Uhr los, das Zelt ist schön abgetrocknet und die Regenklamotten bleiben im Koffer. Ich habe heute wieder eine etwas längere Strecke geplant, aber mit vielen Zwischenstopps versehen. Heute folge ich dem Whisky Trail und es zieht mich ins Speyside, immer schön dem River Spey entlang.

 

Erste Station sollte die Walkers Shortbread Fabrik in Charlestown ob Aberlour sein. Ein Freund hat mir den Tipp gegeben da vorbei zu schauen. Auf dem wirklich schönen Weg dahin über kleine Straßen und wunderhübsche Dörfer wird noch getankt, ein Kaffee getrunken und zwischenzeitlich doch das Regenzeug übergeworfen, da es immer wieder kurze Schauer gibt.

  

In Charlestown angekommen, übrigens ein wirklich sehr ansehnliches Städtchen, führt mich mein Navi vor den Laden von Walkers und ich kaufe ein paar Keksdosen als Souvenir. Die Fabrik kann das aber nicht sein und ich erinnere mich, dass ich schon bei der Routenplanung Probleme hatte den Wegpunkt zu setzen. Also ziehe ich meine gesamten Klamotten wieder an, fummle mich in die inzwischen wieder feuchten Handschuhe und fahre weiter. 2 Minuten später stehe ich vor der Fabrik…. Das ist schade, den nochmal ausziehen möchte ich mich jetzt nicht mehr – vor Allem, weil der nächste Stopp nur 20 Minuten entfernt ist – und da muss ich stehen bleiben! 

Glenfiddich ist ja sicherlich die bekannteste und eine der größten Destillerien in Schottland. 1886 von William Grant in Dufftown gegründet und mittlerweile ein Touristenmagnet. Glenfiddich bedeutet übrigens aus dem gälischen übersetzt „Tal der Hirsche“, deshalb auch der Hirschkopf als Logo.

 Die Anlage ist wirklich schön und sehenswert und für große Menschenmassen ausgelegt. Der Shop hingegen ist zwar hübsch und modern aufgemacht, gibt aber für den schmalen Geldbeutel gar nix her. Ich ergattere noch 2 kleine Flaschen 15y und 18y, mehr passt auch nicht mehr in den Koffer. 

Weiter geht es Richtung Ballater und diese Strecke über Braemar durch bis Pitlorchy entpuppt sich als wahres Highlight. Es geht durch den Cairngorms National Park, vorbei an Balmoral Castel (welches ich gar nicht zu Gesicht bekomme, weil ich auch da mein Navi falsch programmiert habe..) und über einige Hochebenen, durch Schigebiete aber das eigentliche Highlight selbst ist die Straße. Ich habe mit einer Single Track Road gerechnet aber das hier ist neu, ohne Schlaglöcher, zweispurig, ohne Schotter und Dreck, einfach ein fahrerischer Traum auf 70 Kilometer.

  

Weil ich Balmoral Castle verpasst habe mache ich meine Pause bei Braemar Castle – meiner Meinung nach die hässlichste Burg in Schottland – zumindest von außen. Das sieht aus als hätte man versucht eine Ruine aus Beton nachzubauen. 

In Pitlorchy, ein wirklich hübsches Städtchen, aber total von Touristen überlaufen, halte ich nur kurz beim Coop um mich mit Vorräten für heute Abend einzudecken. Ich staune was hier los ist und nach 10 Tagen Highlands bin ich noch nicht bereit für solche Menschenmassen. Deshalb möchte ich heute Abend noch einmal Ruhe und Einsamkeit – Wildcampen am Loch Tummel ist angesagt! Ich fahre zwar kurz zum Campsite Ardquarlich um meine Wasservorräte aufzufüllen (eine vom Torf braun gewordene Brühe, aber trinkbar), suche mir dann aber ein wunderschönes Plätzchen direkt am See.

  

Ich baue, von mehreren kurzen Regenschauern unterbrochen, mein Zelt auf, ziehe meine Wanderschuhe an und mache mich auf den Weg zum Queens View. Außer die ungefähre Richtung zu dem Aussichtspunkt weiß ich nichts, und laufe einfach durch die Wildnis drauf los. Gott sei Dank finde ich bald einen kleinen Pfad und folge diesem durch den Wald, stetig steil hinauf. Über Gesteinsbrocken, Sumpfgebiete und Urwaldähnliche Abschnitte ist alles für das kleine Wanderglück vorhanden. Wieder freue ich mich, das Zusatzgepäck „Wanderschuh“ nicht gescheut zu haben.. 

Der Aussichtspunkt ist…nett, aber wieder einmal haben die Schotten für einen relativ unspektakulären View Point ein riesiges Visitor Center mit mächtigem Parkplatz dazu gebaut. Das ist schon etwas befremdlich, wenn man die Anhöhe vom See aus durch den Urwald erwandert, aber auch heute Abend scheint halb China einen Blick auf den Loch Tummel werfen zu wollen. Ich habe aber Glück, die Busse verziehen sich bald und ich habe den Aussichtspunkt für mich alleine.

 

Völlig verschwitzt komme ich zum Zelt zurück (nachdem ich mich beim Abstieg verlaufen habe und ein Stück den See entlang musste um den Platz wieder zu finden…), zieh mich schnell aus und springe in das eiskalte Wasser. Heute habe ich eine extra große Badewanne in meinem Camp und genieße es ein paar Meter zu schwimmen. Ich würde ja gerne schreiben, das Wasser ist kristallklar usw., es ist jedoch rotbraun. Wie viele Flüsse und Seen hier wird es aus Wasser aus den Hochmooren gespeist und dass Moor färbt das Wasser eben braun.

  

Zum Abendessen gibt es die guten Knorr Käsespätzle, die ich noch in meinem Koffer gefunden habe und danach verkrieche ich mich sofort in mein Zelt -  den Kampf haben der Regen und die Midges heute gewonnen!

Brrrrr... ist die braune Brühe kalt!
Brrrrr... ist die braune Brühe kalt!
Regen-Midges-Campingküche
Regen-Midges-Campingküche