Schottlandtour 2019

Tag 4

 07.07.2019

Mallaig – Skye – Ballmacara

Tageskilometer: 285

Um 06:30 Uhr bin ich wach und lausche durch das Zelt der leichten Brandung des Meers. Wieder scheint die Sonne, es ist keine Wolke zu sehen und langsam komme ich mir leicht verwöhnt vor, was das schottische Wetter betrifft.

Ich möchte um 09:30 Uhr die Fähre von Mallaig nach Armadale auf Skye nehmen, muss aber vorher noch tanken und fahre so schon gegen 08:15 Uhr fertig gepackt los.

Leider hat die Tankstelle zu (ja, ich habs vergessen, es ist Sonntag…) und der Tankautomat funktioniert auch nicht. Gott sei Dank gibt es ja Google und so errechne ich, dass ich die 24 h Coop Tankstelle in Broadford noch bequem erreichen kann. 

Ich stelle mich bei der Fähre an (die Tickets habe ich schon zu Hause im Internet gekauft) und plötzlich kommen hinter mir 4 Motorräder an. Was für eine Überraschung – die Belgier von der Fähre. Während wir warten erzählen wir uns unsere Erlebnisse der vergangenen Tage und sind alle überglücklich, dass wir Skye wohl bei strahlendem Sonnenschein erleben werden.

Auf der Fähre werden unsere Motorräder vom Personal verzurrt und schon sitzen wir auf dem Sonnendeck und genießen die ca 45 minütige Überfahrt. 

Warten auf die Fähre nach Skye
Warten auf die Fähre nach Skye

Gestern schon habe ich beschlossen, die Fahrt zum Neist Point auszulassen. Mir stecken die schmalen Straßen von gestern noch in den Knochen und da Skye so vieles zu bieten hat, kann ich auf einen weiteren Leuchtturm gut verzichten.

 Nach der Anlandung in Armadale steure ich erst einmal die Tankstelle in Bradford an und gemessen an der Zahl an Autos und Menschen, die hier warten, fürchte ich, dass die Insel am heutigen Sonntag überfüllt sein wird. (was sich hinterher nicht bestätigt, ich bin überwiegend alleine auf den Straßen unterwegs).

  

Mein erstes Ziel auf Skye ist die Destillerie Tallisker. Ich bin jetzt schon von der Insel beeindruckt. Die Straße dorthin ist der Hammer, was für ein Unterschied zu gestern, es ist wenig Verkehr und man kann die Fahrt wirklich genießen. Was für eine unglaubliche Landschaft! Immer wieder bleibe ich stehen um Bilder zu machen und teilweise stoppe ich sogar dort, wo viele Menschen aus Busen aussteigen -neugierig, was die wohl so besichtigen. 

Ich mache zwar keine Besichtigungstour mit, kaufe aber natürlich eine kleine Flasche Whisky 10 y. Schade, dass ich keinen Platz für größere Flaschen habe, vor Allem, weil ich noch ein paar andere Destillen auf dem Plan habe. 

Weiter geht es über Dunvegean Castle und Uig Richtung Norden. Die Fahrt ist wirklich beeindruckend und ich komme aus dem Staunen ob der wunderschönen Landschaft nicht heraus – was mich auch mal schön an meinem nächsten Ziel, Duntulum Castle und das Museum of Island Life vorbeifahren lässt. Mein Navi zeigt mir zwar die Wegpunkte an, ich kann aber nicht wirklich Abfahrten erkennen und merke erst 2 km später, dass ich vorbei bin. Das ärgert mich ein wenig, aber ich wollte nicht zurückfahren und suchen. So bleibe ich kurz danach für meine Mittagspause stehen und finde dafür auch einen besonderen Ort.. eine rote Telefonzelle, welche einsam und verlassen mitten in den Highlands steht. Was für ein herrliches Bild! Wie ich dort so meine Brötchen verzehre bleiben immer wieder Leute stehen um ein Foto davon zu machen. 

Die nächste Etappe ist die Steilküste von Staffin und Kilt Rock und schon von weitem sehe ich, dass selbst auf der Straße schon Autos parken. Der Grund dafür ist ein Bus, welcher einfach in der Zufahrt abgestellt wurde. So kommt niemand zum Parkplatz, der eh schon voll ist, aber auch niemand raus. Ich stelle mein Motorrad am Straßenrand ab, packe meine Kamera und mache mich auf den Weg.

Hier ist was los! Ich frage mich, da die Straßen alle leer sind, wo den hier die ganzen Menschen herkommen. Vornehmlich asiatische Touristen kämpfen um die besten Fotoplätze, ein Dudelsackpfeiffer spielt auf der Küste und obwohl ich solch ein Touristenschauspiel eigentlich nicht mag finde ich das hier schon wieder ganz witzig. So viele Dudelsäcke sind mir bisher ja noch nicht begegnet.

 

Ich dränge mich auch in die erste Reihe, um ein paar schöne Bilder des Wasserfalls zu bekommen, kämpfe mit einer kleinen Asiatin um die Pole Position am Geländer (die sind klein – aber wenn es um Bilder geht echte Kampfbiester), schaue noch kurz beeindruckt auf den Wasserfall, bis mir der nächste Selfie-Stick fast ein Auge aussticht und verschwinde ganz schnell wieder. 

In Portree mache ich kurz Halt um einige Bilder von der bunten und wirklich schönen Häuserzeile im Hafen zu machen und bald fahre ich über die Skye-Bridge meiner heutigen Endstation entgegen – Ballmacara Campsite. Ich kann es kaum noch erwarten zu Duschen! Ja, Wildcampen ist toll, aber ab und an warmes Wasser, auch schön!

Der Campingplatz liegt nur von einer Straße getrennt direkt am Meer, Loch Alsh, und ist eine einzige große Rasenfläche. Jetzt weiß ich, was mit „englischem Rasen“ gemeint sein muss. Der ist so gleichmäßig geschnitten und weich, dass man sich am liebsten reinkuscheln möchte.

Am Rande steht ein sehr beeindruckendes schottisches Landhaus , das „Wardens House“, wie ich später herausfinde, das Haus des 80 jährigen Campingplatzbetreibers. Ich baue erst auf und gehe mich danach anmeldend und bezahlen. Der Mann scheint jedem Klischee eines Englischen Gentleman zu entsprechen, genauso wie sein Haus wie ein einziges Klischee aus Rosamunde Pilcher Romanen zu sein scheint. Er in karierter Tweed Jacke mit Halstuch und Knickerbocker Hosen, das Haus kitschig-plüschig und von Rosengärtchen umgeben. 

Jetzt will ich nur noch duschen! Ich packe mein Zeug, gehe in die Dusche, ziehe mich aus und…. sehe, dass warm duschen 20pc. Kostet. Das gibt es doch nicht!!! Da ich bisher überhaupt kein Bargeld benötigte habe ich natürlich auch keine Münzen und auf dem Platz ist niemand, der mir aushelfen kann. Also, langsam wird es zur Gewohnheit- lass laufen die kalte Brühe!

 Trotzdem total erfrischt beschließe ich noch zum Eilean Donan Castle zu fahren, welches nur 5 km entfernt ist. Es ist schon 18:00 Uhr, die Sonne steht aber noch hoch am Himmel und da es laut dem Warden morgen regnen soll, möchte ich diese Attraktion schon heute bei schönem Wetter sehen.

 

 

Ich habe Glück, das Schloss hat um 18:00 Uhr für Besucher geschlossen, man kann aber trotzdem noch über die Brücke laufen und alles von der Nähe anschauen. Hier wurde also Highlander gedreht! Überhaupt fällt mir auf, dass ich jetzt schon in 3 Tagen 3 berühmte Filmschauplätze gesehen haben. Wenn man ein wenig recherchiert ist es erstaunlich, wie viele dieser Plätze Schottland noch zu bieten hat. Kein Wunder, bei dieser Landschaft und diesen beeindruckenden Bauwerken. 

Eilean Donan Castle - Jetzt müsste gleich der Highlander auftauchen!
Eilean Donan Castle - Jetzt müsste gleich der Highlander auftauchen!

Nach einem kurzen Abstecher auf eine Höhenstraße, welche einen tollen Ausblick auf das Schloss von oben bietet, fahre ich noch beim örtlichen Spar vorbei um das Abendessen zu besorgen – Bohnen mit Würstchen und Brötchen! Dieser Klassiker muss bei jeder Reise einmal dabei sein!

Um die Bohnen zu verdauen mache ich noch einen langen Strandspaziergang, schreibe mein Tagebuch und falle dann zufrieden in meinen Schlafsack. Inzwischen mache ich mir ein paar Gedanken zu meiner Reiseplanung und alternativen Routen, da es angeblich die nächsten 4 Tage regnen soll. Aber egal, mal sehen was morgen kommt, dieser Tag war auf jeden Fall Hammer!!!!

Ausklang eines tollen Tages!
Ausklang eines tollen Tages!