Schottlandtour 2019

Tag 7

10.07.2019

Scourie -  Fort August

 Tageskilometer: 240

Nach einer Nacht in einem bequemen Bett und anschließendem Full Scottish Breakfast geht es endlich entspannt weiter.

Mir wird bewusst, dass, nachdem ich Durness auslassen werde, bereits den Umkehrpunkt meiner Reise erreicht habe.

 

Erst fahre ich, den Anweisungen meines Navis zum Trotz – die neue Strecke ist noch nicht programmiert – 10 km in die falsche Richtung bis mir irgendwann klar wird, dass das Meer auf der falschen Seite der Straße liegt. Ich muss wohl gestern im Regen etwas die Orientierung verloren haben.. Ich drehe also um und folge bald bei leichtem Nebel, immerhin regnet es nicht, der A838 nach Lairg.

 

 Der Nebel lichtet sich bald, die Sonne zeigt sich ab und an und ich bin ganz schnell wieder begeistert von der sattgrünen Landschaft, den mystischen Hochmooren umgeben von Felsen und ein paar einzelnen Bäumen. Die 838 ist übrigens ganz anders, als ich vermutet habe: hier zeigt sich nicht zum ersten Mal, dass Karten trügerisch sein können. Eine dicke grüne Straße bedeutet noch lange nicht, dass es sich um eine zweispurige Straße handelt. Ich fahre auf einer Single Track Road! Und auf was für einer! – Es ist kaum Verkehr, man sieht sehr weit ob ein Auto kommt, die Landschaft ist herrlich und ich genieße die Fahrt bis zum Falls of Shine, ein paar Kilometer vor Lairg. 

 

Eine endlose Single Track Road bei leichtem Nebel - herrlich!
Eine endlose Single Track Road bei leichtem Nebel - herrlich!

Erst einmal werfe ich die vorsorglich angezogenen Regenklamotten von mir und ziehe auch die Softshelljacke aus – es ist warm! Schottisches Wetter halt – 8° C und Niesel am morgen, 23 °C mit Sonnenschein am Mittag. Übrigens bewahrheitet sich wieder einmal meine eigene Theorie: Ziehe morgens die Regenklamotten an  - und Du wirst sie nicht brauchen!

 

Die Falls of Shine sind, verglichen mit den Wasserfällen die ich aus Norwegen kenne, total unspektakulär. Trotzdem befindet sich davor ein riesiger Parkplatz mit Besucherzentrum und Eventcatering.

 

Etwas Besonderes gibt es dennoch dort zu sehen – man sieht Lachse den Wasserfall hochspringen! Trotz vieler Versuche ist es mir nicht gelungen, ein Bild davon zu machen – aber ich habe wieder etwas Außergewöhnliches erlebt!

Kurz nach Lairg biege ich schon wieder ab – dieses Mal um die Glenmorangie Destillerie zu besuchen. Ein Kollege hat mir vor ein paar Jahren eine Flasche mitgebracht und seit dem steht die Destille fest auf meinem Reiseplan. Ich mache wieder keine Tour mit, muss aber unbedingt 2 kleine Flaschen kaufen. Ich mache mir schon Gedanken, wohin mit dem ganzen Zeug, wenn ich erst einmal im Speyside war…

Jetzt geht es weiter nach Fort August, immer dem Loch Ness entlang, natürlich mit einem Stopp am Urquart Castle – einem sehr kurzen Stopp, den der Parkplatz ist brechend voll und mit einem Blick auf den Himmel, wo dunkle Gewitterwolken aufziehen, lasse ich das lieber aus. Touristenmassen sind ja eh nicht so mein Ding..

 

Eigentlich wollte ich auf den Invercoile Campsite, ein fast wilder Campingplatz mit sehr bescheidenen Einrichtungen mitten im Wald gelegen. Ich habe aber gestern schon entschieden weiter nach Fort August zu fahren, weil dort, in Hinblick auf meinen für morgen geplanten Ruhetag, einfach mehr geboten wird.

 

Also fahre ich weiter dem Loch Ness entlang, halte fleißig Ausschau nach dem Ungeheuer, trinke noch einen Kaffee am Loch Ness Infocenter und lande schließlich im Fort August Camp und Holiday Park.

 

Hört sich eigentlich wie ein Platz an, den ich nie freiwillig anfahren würde, ich riskiere es aber und habe Glück. Ein riesiger Platz nur ein paar 100 m von der Innenstadt entfernt, kaum belegt und mit einem schönen großen Unterstand für schlechtes Wetter. Die perfekte Base für meinen Aufenthalt. 

Das Gewitter hat sich Gott sei Dank verzogen und es kommt sogar die Sonne raus, die mein Zelt und alle anderen nassen Sachen, die ich seit 2 Tagen mit mir rumfahre, im Nu trocknet.

 

Erst einmal checke ich die Wetteraussichten und meine Optionen – mit dem Ergebnis: ich bleibe morgen, fahre ganz früh zum Urquhart Castle und mache nachmittags eine Wanderung.

 

Gleich im Anschluss besuche ich die berühmte und total faszinierende Schleusentreppe von Fort August. Die Schiffe, und die sind teilweise nicht einmal so klein, werden über 6 Schleusen in das Loch Ness runter geschleust oder zurück in den Caledonean Canal. Die ganze Prozedur dauert etwa eine Stunde und wenn die Schiffe die letzte Schleuse erreicht haben öffnet sich feierlich und unter Musikbegleitung die Straßenbrücke und entlässt sie in das Loch Ness.

 

 Links der Schleusentreppe sind einige nette Läden und schöne Pubs, teilweise mit Außenbestuhlung und entlang des Canals tummeln sich hunderte Touristen, die das ganze Spektakel mit Kameras begleiten. Trotzdem herrscht dort eine wirklich schöne und entspannte Atmosphäre und ich genieße es richtig mit einem Pint dabeizusitzen und zuzusehen. 

Nach dem Einkauf für das Abendessen in der örtlichen Supermarkt-Souvenierladen-Tankstellen-Kombination sitze ich vor dem Zelt und bereite mir 2 schöne Schweinesteaks „Cajun Style“ mit Paprika im Brötchen zu – SEHR lecker!

  

Nun sitze ich wieder im Pup (Nessie´s Monster Mash Cash), schreibe bei einem Pint Strongbow mein Tagebuch, unterhalte mich mit einer Schweizer Gruppe Radfahren und lassen den wunderbaren Tag Revue passieren.