Schottlandtour 2019

Tag 3

 06.07.2019

Glen Etive – Camping Silver Sands

 Tageskilometer: 276

Der Tag beginnt früh! Wahrscheinlich durch die Strömungsgeräusche des Flusses bin ich schon um 06:00 Uhr wach. Die Sonne ist auch schon wach und taucht die Berge im Glen Etive in ein leicht orangenes Licht.

Der Tag beginnt, wie der gestrige aufgehört hat – mit einer grandiosen Aussicht aus dem Zelt und – Midges. Nach einer kurzen „Dusche“ im Fluss starte ich gleich mit den Abbauarbeiten, koche nebenher Kaffee und versuche verzweifelt die Millionen der kleinen Drecksbiester zu verscheuchen. Leider erfolglos den die scheinen mich zu verfolgen und setzen sich überall fest.

 

Kann man morgens schöner aufwachen?
Kann man morgens schöner aufwachen?

Nach einem letzten Blick auf das jetzt sagenhafte schöne Tal starte ich um 08:00 Uhr. Es verspricht ein sonniger Tag zu werden – was auch immer das in Schottland heißt? Bewölkt und jede Stunde ein Sonnenstrahl? Ich lasse mich überraschen.

  

Mein erstes Ziel, das Glenfinnan Viadukt ist nach einer schönen Fahrt entlang Loch Linnhe und Loch Eil schnell erreicht. Ich steige den kleinen Hügel zum Viewpoint hoch und mache die typischen Touristenbilder der „Harry Potter Brücke“ und vom Glenfinnan Monument. Auf den berühmten Dampfzug will ich nicht warten, der kommt erst um 10:30 Uhr und da jetzt schon so viel hier los ist, will ich mir gar nicht vorstellen, wie viele Leute mit Ihren Objektiven auf dem Hügel warten, wenn der Zug über die Brücke fährt. Nach einem kurzen Besuch in dem Besucherzentrum, welches außer den typischen Schottland Souvenirs auch noch diverse Harry Potter Artikel anbietet, mache ich mich wieder auf den Weg. 

Jetzt geht es Richtung Ardnamurchan Lighthaus. Es war bei der Planung schon klar, dass nur eine Single Treck Road dorthin führt, aber diese ca. 50 km lange „Straße“ ist schon Hardcore. Ab und an gibt es sogar eine geschlossene Asphaltdecke – aber nur für ein paar Meter. Undefinierbar tiefe Schlaglöcher, Schotter auf der Straße und jede Menge Schafscheiße, man weiß nie, was einen hinter der nächsten Kuppe erwartet – ein Auto? Ein Schaf? Ein Loch?

 

Das alles wäre ja gar nicht so das Problem, wenn man nicht immer Angst haben müsste abrupt stehen bleiben zu müssen. Da kann es nämlich ganz schön tricky werden, die 350 kg unter dem Hintern nicht umzuschmeißen. Es gibt zwar genügend Passing Places, man hat aber nicht immer Zeit genug stehen zu bleiben und zu überlegen, wo man den linken Fuß hinstellt. 

Passing Place
Sooo toll wie hier war die Straße nirgends asphaltiert..

Trotzdem versuche ich ganz gemütlich zu fahren, mir selbst keinen Stress zu machen (Habe ich mir fest vorgenommen) und kann auch noch die tolle Landschaft genießen. Nach ca. 20 km klemme ich mich hinter ein Auto, die wollen mich zwar 2 x überholen lassen, bis ich zu verstehen gebe, dass ich genau das nicht will und ich sie gerne vor mir hätte. So ist es für mich viel entspannter, weil ich mich nur auf das Auto vor mir konzentrieren muss und Hindernisse schneller anhand der Reaktion des Autos erkenne. 

Der Leuchtturm selbst ist nicht ganz so spektakulär, aber die ganze Landschaft drumherum mit steinigen Felsen und Wellen, die gegen die Westküste brettern ist schon sehenswert. Außerdem gibt es in interessantes Leuchtturm Museum mit allerlei Artefakten aus der Zeit, als dieser noch in Betrieb war. 

Nach meinem Mittagspicknick auf einem Felsen über dem Meer geht es die gleiche Strecke zurück. Ich mache 3 x eine kurze Pause, weil ich das Gefühl habe, mich nicht mehr konzentrieren zu können. Mittlerweile kommen mir Zweifel, ob es schlau war, einen Großteil meiner Reise auf Single Track Roads geplant zu haben.

 

Endlich biege ich auf die Straße Richtung Tiaram Castle ab und – was soll ich sagen – wieder Single Track! Dieses Mal aber mit intakter Fahrbahn und ich komme zügig voran. Die 3 km lange Zufahrt zum Castle ist dann wieder ein Feldweg, welcher in einem kleinen Parkplatz endet.

Um das Castle zu besuchen müsste ich noch ca. 2 km laufen, ich habe aber keine Lust mehr. So werden die Bilder von der Ferne gemacht und ich mache mich auf den Weg Richtung Arsaig - nicht ohne ein paar Bilder von der wunderschönen Brücke zu machen, die ich auf dem Hinweg übersehen habe. 

Der winzige Sparmarkt dort soll mich für heute und morgen versorgen. Die Fleischauswahl ist aber eher bescheiden, um nicht zu sagen – nicht vorhanden -und ich entscheide mich für scharfe Würstchen und Paprika, die heute in meiner Pfanne brutzeln sollen. 

Der von mir vorab ausgesuchte Campingplatz Camusdarach Lodge ist tatsächlich ausgebucht, obwohl er halb leer ist. Hat wohl irgendwas mit der erlaubten Anzahl an Lizenzen zu tun und trotz beharrlicher Versuche mich mit meinem winzigen Zelt zu bewerben scheitere ich an der forschen Dame an der Rezeption. Sie gibt mir noch den Tipp ein Stück der Küste entlang zurückzufahren, eventuel hat der Platz Silver Sands Caravan Park noch etwas frei, aber da Samstag ist hat sie wenig Hoffnung.

Den Platz hatte ich bei meiner Planung wegen des Begriffs „Caravan Park“ ausgeschlossen.

 

Also fahre ich zurück, muss bei der Einfahrt ein Gatter selbst aufmachen und sehe schnell, welch hübscher Platz das ist. Direkt auf einer kleinen Klippe über dem Meer gelegen und ich sehe schon ein bis zwei freie Plätzchen, wo mein Zelt noch hinpasst. Leider werde ich auch hier abgelehnt! Ok, ich habe heute noch nicht wirklich geduscht, und gestern auch nicht, aber daran kann es ja nicht liegen?? Wieder höre ich den Satz mit den Lizenzen, jedoch gibt mir die Betreiberin den Tipp, dass gleich nebenan ein Stück Strand nicht eingezäunt und von der Straße gut erreichbar ist und ich dort ja mein Zelt aufschlagen könnte. 

Ich finde den Platz relativ schnell, darauf habe ich bei der Anfahrt gar nicht geachtet, aber jetzt bin ich glücklich, dass die keine Plätze mehr für mich hatten. Was für ein schönes Fleckchen direkt am Strand. Ich finde eine schöne Stelle Wiese, baue dort mein Zelt auf, kann sogar mein Motorrad davor abstellen und genieße jede Minute die tolle Aussicht auf das Meer bei Ebbe. Also gleich 2 Nächte hintereinander wildcampen – besser kann Schottland nicht starten. 

Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit meinem Gaskocher, welchen ich mit den Kartuschen vom Lidl bestückt habe (nicht zu empfehlen, ich habe am nächsten Tag gleich wieder die von CampGaz geladen) brate ich meine scharfen Würstchen. Diese entpuppen sich als komische breiige Masse mit Käse drin, werden nicht richtig braun und schmecken selbst mit viel Ketchup im Brötchen echt bescheiden.

  

Nach dem Abwasch des Geschirrs und meiner selbst im Meer (Gott sei Dank kam mittlerweile die Flut, sonst wäre das ein ziemlich stinkiger Abend geworden) mache ich noch eine kleine Wanderung den Strand entlang, lese gemütlich in meinem neuen Campingstuhl sitzend ein Buch und schaue alle 30 sec. aufs Meer hinaus. Wieder einmal ein wunderschöner Tag geht zu Ende und ich bin schon gespannt, was mich morgen auf Skye erwartet. 

Einfach nur aufs Meer glotzen!!!
Einfach nur aufs Meer glotzen!!!